Erkundung in Dolpo
Das DolpoCare-Team mit Schweizer Ärzten besuchte den Distrikt Dolpo mehrmals, um sich vor Ort ein Bild von der medizinischen Situation zu machen.
Was die Abklärungen vor Ort ergaben:
- Das Spital im Hauptort Dunai ist nicht funktionsfähig.
- Im oft unzugänglichen und nördlich von Dunai gelegenen Hinterland und in Upper Dolpo fehlt eine qualifizierte medizinische Grundversorgung.
Diese Einsicht ergab sich aus zahlreichen Interviews mit der Bevölkerung, den Treffen mit Mitarbeitenden des Spitals und den örtlichen Behörden sowie dem Know-how der medizinischen Experten von DolpoCare.
Ein ausführlicher Bericht zur Lage der Gesundheitsversorung in Dolpo (in englischer Sprache) kann unter folgendem Link abgerufen werden: Report on health situation in Dolpo and support project for Dunai hospital
Eine kurze Zusammenfassung findet sich untenstehend.
Dolpo in Nepal
Dolpo ist eine von der nepalesischen Regierung und Nichtregierungsorganisationen oft vergessene Region im Nordwesten Nepals und grenzt an Tibet. Die Region Dolpo umfasst eine Fläche von 7889 Quadratkilometer, hat aber nur 36'000 Einwohnerinnen und Einwohner (4.7 Einwohnende pro Quadratkilometer).
Dolpo wird in das untere (Lower) und obere (Upper) Dolpo eingeteilt. Ersteres liegt zwischen 2000 und 4000 Metern, letzteres hauptsächlich über 4000 Meter. Die Unterteilung rührt auch daher, dass das untere Dolpo relativ fruchtbar und mehrheitlich hinduistisch, während das obere Dolpo trocken und kaum fruchtbar, sowie mehrheitlich tibetisch und von der Bönreligion geprägt ist.
Lebensstandard in Dolpo
Der Lebensstandard variiert je nach Ort in Dolpo stark und ist im unzugänglichen und trockenen Upper Dolpo geringer als im fruchtbareren Lower Dolpo. Dort werden vor allem verschiedene Gemüsesorten, Getreide und Reis angebaut, im Upper Dolpo überwiegt die Viehzucht und der Anbau von Gerste. Alle Arbeiten erfolgen vorwiegend manuell.
Eine grosse Einnahmequelle ist im Sommer die Ernte des Pilzes Yartsa Gunbu (= Viagra des Himalaya), der in einer Raupe wächst und zu Höchstpreisen verkauft werden kann. Das Einkommen aus dem Tourismus ist beschränkt, reisen doch nur etwa 600 bis 1000 Touristinnen und Touristen pro Jahr nach Dolpo, zudem bringen sie die Tour-Guides meist aus Kathmandu mit, womit ein Grossteil der Einnahmen nicht in Dolpo bleibt.
Ein Teil der Bevölkerung des Upper Dolpo betreibt Warenhandel mit Tibet. Die Häuser sind dort stark tibetisch geprägt, aus Stein und Holzbalken gefertigt und nicht isoliert. Getrockneter Yakdung wird als Brennstoff benutzt, zunehmend wird auch Solarenergie erzeugt. Die sanitären Einrichtungen bestehen in den meisten Häusern aus einem Plumpsklo mit einem Eimer Wasser; Duschen fehlen grösstenteils.
Strasseninfrastruktur in Dolpo
Bis heute gibt es keine durchgehende Strasse, die Dolpo mit dem Rest von Nepal verbindet. Die Pfade im Dolpo sind Saumpfade, vergleichbar mit unseren Gebirgswanderwegen. Diese Wege stellen vor allem für die ältere Bevölkerung Dolpos und Gefahr grosse Absturzgefahr dar.
Dolpo ist daher nur von der Stadt Nepalgunj aus zu Fuss erreichbar, oder bei sonnigem Wetter bis vor zehn Uhr morgens mit dem Flugzeug; danach kommen in der Regel starke Winde auf, die den Flugverkehr verunmöglichen. Während der Monsunzeit von Juni bis September sind Flüge oft wochenlang unmöglich.
Der Warentransport erfolgt durch Trägerinnen und Träger, Pferde, Maultiere oder Yaks. Derzeit wird an einer Strassenverbindung von Westtibet über Dolpo nach Dho Tarap und weiter nach Indien gebaut.
Fehlende medizinische Infrastruktur in Dolpo
Eine durchgehende, alle Bevölkerungsschichten in Dolpo erfassende Gesundheitsversorgung fehlt. Es existiert aber eine Reihe von NGOs verstreut in Dolpo, die regional eine medizinische Grundversorgung auf tiefem Niveau anbieten. Eine umfassende Koordination all dieser NGOs besteht nicht und die nepalesische Regierung unternimmt wenige bis keine Koordinationsbemühungen.
Laut Gesetz ist das nepalesische Gesundheitswesen hierarchisch gegliedert mit Universitäts-, Bezirks- und Regionalspitäler, doch der Arm der Regierung reicht nicht bis in die entlegenen Regionen wie Dolpo. Zudem herrscht nach wie vor eine beträchtliche Korruption, was die Zusammenarbeit mit nepalesischen Behörden weiter erschwert, da oft geeignete Ansprechpersonen fehlen. Dies erlebten wir am Beispiel des einzigen Spitals in Dolpo im Hauptort Dunai: auf dem Papier funktionsfähig, bei unserem Besuch und in Gesprächen mit lokalen Ärzten und anderen Gesundheitsfachpersonen kamen wir aber zur gegenteiligen Ansicht.
Verstreut in Dolpo gibt es verschiedene Health Posts, wo durch paramedizinisches Personal medizinische Grundversorgung angeboten wird. Labore und andere Untersuchungsmöglichkeiten fehlen, die Diagnosen werden empirisch gestellt und die Therapien sind kaum evidenzbasiert. Evakuationen Schwerkranker sind auf Grund der Verkehrswege und der Abgelegenheit praktisch ausgeschlossen. Eine konkrete, realisierbare Verbesserungsmöglichkeit besteht demnach im Ausbau der Health Posts, was ein erklärtes Ziel von DolpoCare ist.
Häufigste gesundheitliche Probleme in Dolpo
Was in ganz Nepal häufig ist, kommt auch in Dolpo oft vor: Infekte der Luftwege, Hautprobleme wie Ekzeme, Krätze aufgrund mangelnder Hygiene, Magendarmaffektionen mit Durchfall. Es gibt auch Fälle von Tuberkulose und chronischen Atemwegserkrankungen wegen Rauchemissionen in der Küche. Viele Krankheiten können aufgrund der eingeschränkten diagnostischen und personellen Möglichkeiten gar nicht diagnostiziert, geschweige denn adäquat behandelt werden.